Sehen

Ziel:

Du kannst durch richtige Blickführung, gute Sicht, das Lesen der Fahrbahn und eine aktive Erhöhung deiner Sichtbarkeit sicher und vorausschauend Motorrad fahren.

Blickführung

Die Blickführung ist ein entscheidender Faktor für sicheres und kontrolliertes Motorradfahren. Dein Motorrad folgt deinem Blick, wohin du schaust, dorthin wirst du fahren. Dies ist besonders wichtig in Kurven und beim Ausweichen von Hindernissen.

Merke: wo du hinschaust, fährst du hin.

Blickführung in einer Kurve

Ziel:

Die Kurve sauber und sicher durchfahren, ohne plötzlich korrigieren zu müssen.

Handlungsablauf:

Vor der Kurve:

  • Schaue frühzeitig in die Kurve hinein, nicht direkt vor dein Vorderrad.
  • Suche den Kurvenausgang mit deinen Augen (Blick weit vorausschauend).
  • Reduziere bei Bedarf die Geschwindigkeit vor der Kurve.

In der Kurve (inkl. Fahrlinie „Hinterschneiden“):

  • Fahre möglichst außen in die Kurve ein, um eine bessere Sicht und einen flacheren Kurvenradius zu haben.
  • Verzögere den Scheitelpunkt (späterer Einlenkpunkt) und schneide die Kurve „hinten“ an.
  • Der tiefste Punkt der Schräglage sollte erst spät in der Kurve erreicht werden (nicht zu früh einlenken).
  • Halte den Blick immer auf den Kurvenverlauf gerichtet, nicht auf die Fahrbahn direkt vor dir.
  • Vermeide den Blick auf Hindernisse (z. B. Randstreifen oder Gegenverkehr), da du sonst unbewusst dorthin lenkst.
  • Behalte eine gleichmäßige Körperhaltung und fahre mit weichem Lenkimpuls durch die Kurve.

Am Kurvenausgang:

  • Durch das späte Einlenken ergibt sich eine stabilere und sicherere Ausgangslinie.
  • Richte den Blick geradeaus und beschleunige sanft heraus.
  • Achte auf nachfolgende Verkehrsteilnehmer und mögliche neue Hindernisse.

Blickführung beim Ausweichen eines Hindernisses

Ziel:

Schnelles und kontrolliertes Ausweichen, ohne in Gefahr zu geraten.

Handlungsablauf:

Hindernis frühzeitig erkennen:

  • Scanne die Fahrbahn weit vorausschauend, um Hindernisse rechtzeitig zu bemerken.
  • Schätze ab, in welche Richtung du sicher ausweichen kannst.

Den Fluchtweg fixieren:

  • Schaue nicht auf das Hindernis! Dein Motorrad fährt dorthin, wo du hinschaust.
  • Lenke stattdessen deinen Blick bewusst in die Richtung, in die du ausweichen willst.

Gezielt ausweichen:

  • Setze eine kontrollierte Lenkbewegung (Lenkimpuls) in die gewünschte Richtung.
  • Behalte den Blick auf der neuen Fahrspur und stabilisiere das Motorrad nach dem Ausweichmanöver.

Zurück in die Spur:

  • Nach dem Hindernis den Blick wieder auf die normale Fahrlinie richten.
  • Falls nötig, kontrolliert abbremsen oder beschleunigen, um wieder stabil weiterzufahren.

Zusätzliche Tipps:

  • Trainiere deine Blickführung bewusst auf dir bekannten Strecken oder leeren Straßen.
  • Vermeide das Fixieren von Hindernissen („Ziel-Fixierungseffekt“).
  • Vertraue deinem Blick – dein Körper und das Motorrad folgen automatisch.
  • Nutze sanfte, aber bestimmte Lenkbewegungen, um stabil zu bleiben.
  • Die Fahrlinie „Hinterschneiden“ sorgt für mehr Sicherheit, da du eine bessere Übersicht hast und beim Herausfahren aus der Kurve mehr Spielraum hast.

Mit der richtigen Blickführung wirst du sicherer und souveräner auf dem Motorrad!

Fahrbahn lesen 

Das Lesen der Fahrbahnbeschaffenheit ist eine wichtige Fähigkeit für sicheres Fahren. Es hilft dir, Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Dabei spielt die richtige Blickführung eine entscheidende Rolle.

Weit vorausschauend fahren

Statt nur direkt vor dein Fahrzeug zu schauen, solltest du deinen Blick weit nach vorne richten. So erkennst du frühzeitig mögliche Gefahren wie:

  • Unebenheiten (Schlaglöcher, Bodenwellen)
  • Fahrbahnmarkierungen und Veränderungen der Straßenoberfläche
  • Nasse oder glatte Stellen (z. B. durch Laub, Öl oder Eis)

Den Nahbereich im Blick behalten

Neben der Fernsicht solltest du auch den Bereich direkt vor deinem Fahrzeug beobachten, um schnell auf plötzliche Hindernisse (z. B. Steine, Glasscherben) reagieren zu können.

Seitliche Bereiche prüfen

Achte auch auf den Straßenrand:

  • Gibt es Schmutz, Rollsplitt oder Pfützen?
  • Könnten Fußgänger oder Tiere auf die Fahrbahn treten?

Fahrbahnreflexionen nutzen

Besonders bei Regen oder Dunkelheit verraten Reflexionen viel über die Fahrbahn:

  • Glänzende Stellen können auf Nässe, Eis oder Öl hinweisen (Rutschgefahr!).
  • Matte Stellen deuten meist auf trockene und griffige Bereiche hin.

Fahrbahnmarkierungen und Belagwechsel beachten

  • Weiße und gelbe Linien können bei Nässe rutschig sein.
  • Asphaltwechsel (z. B. von rau zu glatt) kann die Bodenhaftung beeinflussen.

Tipp: Übe bewusst das „Lesen“ der Straße beim Autofahren bei verschiedenen Wetterbedingungen, um ein besseres Gefühl für die Fahrbahn zu entwickeln.

Gut Sehen

Beim Motorradfahren ist eine gute Sicht extrem wichtig, damit du Gefahren frühzeitig erkennst und sicher unterwegs bist. Hier sind einige Tipps, um deine Sicht zu verbessern:

Helm und Visier

  • Sauberes Visier: Reinige dein Visier regelmäßig mit einem weichen Tuch und warmem Wasser, um Schmutz und Insektenreste zu entfernen.
  • Antibeschlag-Schutz: Nutze ein Pinlock-Visier oder eine Anti-Beschlag-Beschichtung, um das Beschlagen zu verhindern.
  • Getöntes oder klares Visier? Tagsüber kann ein getöntes Visier gegen Blendung helfen, aber nachts solltest du immer ein klares Visier verwenden.

Richtige Brille oder Kontaktlinsen

  • Falls du eine Brille trägst, achte darauf, dass sie gut in den Helm passt und nicht rutscht.
  • Anti-Beschlag-Sprays oder spezielle beschichtete Gläser können das Beschlagen verhindern.

Wetterbedingungen beachten

  • Regen: Ein wasserabweisendes Spray auf dem Visier sorgt dafür, dass Wassertropfen schneller abperlen.
  • Nebel: Halte etwas Abstand zum vorausfahrenden Verkehr, um weniger Gischt abzubekommen.
  • Dunkelheit: Verwende reflektierende Kleidung und helle Farben, um selbst besser sichtbar zu sein.

Blicktechnik optimieren

  • Vorausschauend fahren: Richte deinen Blick nicht direkt auf das Vorderrad, sondern weit voraus, um frühzeitig auf Situationen zu reagieren.
  • Kopfbewegungen nutzen: Dreh den Kopf in Kurven in die Richtung, in die du fahren möchtest – das verbessert deine Orientierung.

Gesehen werden

Gesehen zu werden ist beim Motorradfahren extrem wichtig, da Motorräder im Straßenverkehr oft übersehen werden. Hier sind einige Tipps, um deine Sichtbarkeit zu erhöhen.

Trage auffällige Kleidung

  • Nutze eine reflektierende oder helle Schutzkleidung (z. B. neongelbe oder orangefarbene Westen oder Jacken).
  • Helm mit auffälligen Farben oder Reflexstreifen kann ebenfalls helfen.

Nutze deine Beleuchtung effektiv

  • Fahre immer mit Abblendlicht (ist ohnehin Pflicht).
  • Nutze Tagfahrlicht oder Zusatzbeleuchtung, falls dein Motorrad sie hat.
  • Betätige die Bremse frühzeitig, um das Bremslicht zu aktivieren und Autofahrer hinter dir zu warnen.

Positioniere dich strategisch in der Fahrspur

  • Bleibe nicht im toten Winkel eines Autos.
  • Fahre versetzt zu vorausfahrenden Fahrzeugen, sodass du nicht in einer verdeckten Position bist.
  • Bei Stopps (z. B. Ampeln) stelle dich so hin, dass du im Rückspiegel des Autos vor dir sichtbar bist.

Verwende klare und rechtzeitige Signale

  • Blinke frühzeitig und deutlich vor dem Abbiegen.
  • Falls nötig, mache durch leichte Bewegungen auf dich aufmerksam.

Fahre defensiv und erwarte das Unerwartete

  • Rechne immer damit, dass Autofahrer dich übersehen könnten.
  • Achte auf Anzeichen, dass jemand die Spur wechseln könnte (z. B. Kopfbewegung, Blinker).

Nutze reflektierende Materialien bei schlechten Lichtverhältnissen

  • Bei Dämmerung oder Nachtfahrten sind reflektierende Streifen an Jacke, Helm und Motorrad eine gute Ergänzung.
  • Es gibt spezielle reflektierende Sticker für den Helm oder das Motorrad.

Perspektive eines Autofahrers

Autofahrer nehmen Motorräder oft schlechter wahr, weil:

  • Motorräder kleiner sind und sich schneller durch den Verkehr bewegen.
  • Motorräder oft im toten Winkel verschwinden.
  • Manche Autofahrer nicht mit Motorradfahrern rechnen.
  • Achte, vor allem beim Linksabbiegen darauf, dass du für den Gegenverkehr gut erkennbar bist.

Sei dir bewusst, dass du aktiver daran arbeiten musst, gesehen zu werden. Fahre vorausschauend und schaffe möglichst viele visuelle Reize, die dich für andere Verkehrsteilnehmer erkennbar machen.

Sicherheit geht vor, je sichtbarer du bist, desto geringer ist das Risiko!

Fazit:

Ein sicheres und kontrolliertes Motorradfahren erfordert eine bewusste Blickführung. Dein Motorrad folgt deinem Blick, daher ist es essenziell, vorausschauend zu fahren, besonders in Kurven oder beim Ausweichen von Hindernissen. Das „Lesen“ der Fahrbahn hilft, Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Eine gute Sicht durch ein sauberes Visier und richtige Beleuchtung verbessert deine Wahrnehmung, während auffällige Kleidung und strategische Positionierung im Straßenverkehr deine Sichtbarkeit erhöhen. Letztlich gilt: Wer gut sieht und aussieht 😉 wird, fährt sicherer und souveräner.